Langelsheimer Kartonagenfabrik feierte 65. Geburtstag
Gabriel: „Harzer Kartonagen ist ein Beispiel dafür, was dieses Land auszeichnet.“
Nach einem erfolgreichen Arbeitsleben beginnt mit 65 meist das verdiente Rentenalter. Nicht so bei der Harzer Kartonagenfabrik. An Stillstand und Ruhe ist hier nicht zu denken. Für das Familienunternehmen in Langelsheim/Astfeld ist der 65. Geburtstag ein weiterer Meilenstein der Unternehmensgeschichte, den es kürzlich zum Anlass nahm, mit Kunden, Geschäftspartnern und Mitarbeitern zu feiern. Zu den Gästen gehörten auch Außenminister und Vizekanzler a.D., Sigmar Gabriel (SPD), Landrat Thomas Brych, der Langelsheimer Bürgermeister Ingo Henze und Dr. Jochen Stöbich, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Braunschweig.
Sowohl Byrch als auch Henze betonten die Bedeutung des Kartonagenherstellers für die Region. Das Unternehmen wurde 1953 in Bündheim von Fritz und Eberhard Nickel gegründet. 1972 erfolgte der Umzug nach Astfeld. Zu Beginn wurden ausschließlich Stülpkartons aus Vollpappe für Unternehmen der Region hergestellt. Inzwischen produziert die Kartonagenfabrik individuelle Transportverpackungen jeglicher Art aus Voll- und Wellpappe sowie Kombinationsverpackungen aus Wellpappe und Holz. Dafür werden jährlich 150 Quadratkilometer Wellpappe verarbeitet. Das ist rund dreimal so viel wie die Gesamtfläche Langelsheim. Geführt wird das Unternehmen in dritter Generation von Klaus Nickel und Uwe Borsutzky.
Byrch: "Familie Nickel liebt diesen Ort“
Der Landkreis sei nicht nur der geschäftliche Dreh- und Angelpunkt für das Unternehmen. „Familie Nickel liebt diesen Ort“, so Byrch. Dies sei nicht nur an der sozialen Verantwortung zu erkennen, die das Unternehmen für seine Mitarbeiter übernehme, sondern vor allem auch am Engagement Klaus Nickels, der sich in seiner Freizeit maßgeblich für die Region einsetze.
Immer wieder habe man in Langelsheim mit Umsiedlungswünschen von Firmen zu tun, die sich andernorts bessere Fördermöglichkeiten erhofften. Davon habe sich die Harzer Kartonagenfabrik nie verlocken lassen, so Henze. Stattdessen habe man sich am Standort kontinuierlich weiterentwickelt. Der Kauf einer Gemeindestraße, die das Betriebsgelände durchschnitt, und der Neubau einer Umgehungsstraße durch Harzer Kartonagen sei 2015 ein absolutes Novum für den Ort gewesen, habe aber gezeigt, dass sich viel bewegen lasse, wenn man dran bleibt, betonte Henze.
Harzer Kartonagen ist als sozial eingestelltes und engagiertes Unternehmen bekannt
Harzer Kartonagen sei nicht nur bodenständig, innovativ, kaufmännisch gut geführt und nachhaltig, sondern auch ein sehr sozial eingestelltes Unternehmen. Das Bereitstellen kostenloser Kartons für Hochwasseropfer im vergangenen Jahr sowie die Bitte um Spenden an Stelle von Geschenken für die Geburtstagsfeier, seien der beste Beweis dafür, betonte der Bürgermeister. Sowohl die örtliche Jugendfeuerwehr, als auch der Kinderschutzbund und das Deutsche Rote Kreuz erhielten im Laufe der Feierlichkeiten je einen Scheck über 1.000 Euro.
IHK-Vizepräsident Dr. Jochen Stöbich zitierte in seiner Ansprache Zeitungsartikel, die im Laufe der Jahre über die Kartonagenfabrik erschienen waren, um die Bedeutung des Unternehmens zu verdeutlichen und ihm seine Anerkennung für die Leistung auszusprechen. Auch Stöbich betonte das herausragende Engagement der Firma und insbesondere Klaus Nickels, der sich ehrenamtlich in zahlreichen Wirtschaftsvereinigungen engagiere.
Sigmar Gabriel: „Harzer Kartonagen ist ein Beispiel dafür, was dieses Land auszeichnet“
Sigmar Gabriel, der Klaus Nickel von ihrer gemeinsamen Tätigkeit für den Lions Club kennt, nutzte die Geschichte des Langelsheimer Unternehmens, um die Bedeutung des Mittelstands für die deutsche Wirtschaft zu verdeutlichen. „Harzer Kartonagen ist ein Beispiel dafür, was dieses Land auszeichnet“, so Gabriel. Zwar gebe es auch hier Probleme, aber im Vergleich zu anderen Ländern sei Deutschland wirtschaftlich immer sehr stabil gewesen. Dies sei unter anderem dem Mittelstand zu verdanken – Unternehmen, die nicht nur auf nur auf Aktienkurse bedacht seien, sondern den Mut hatten, etwas zu schaffen, sich sozial engagierten, Verantwortung übernehmen und ihren Kindern etwas hinterlassen wollen. 1.200 deutsche Mittelständler zählten sogar zu den „Hidden Champions“, Unternehmen deren Namen man nicht kenne, die aber Weltmarktführer seien, erzählte der ehemalige Vizekanzler. „Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft“, so Gabriel.
Der Mut und die Risikobereitschaft des Mittelstands seien in Zeiten der Digitalisierung, der Handelskriege und Uneinigkeit in Europa von großer Bedeutung. „Wir sind Vegetarier in einer Welt voller Fleischfresser“, sagte Gabriel. Um gehört zu werden, müsse man mit einer Sprache sprechen und in Europa investieren. Dazu gehöre auch, den Mittelstand weiter zu fördern.
Die Kartonagenfabrik setzt auf Nachhaltigkeit
Investieren will auch die Harzer Kartonagenfabrik weiterhin – in das Unternehmen und die Zukunft. Dabei setzt der Kartonagenhersteller – einer der größten Mitteldeutschlands – nicht nur auf hochmoderne Maschinen, sondern vor allem auch auf Nachhaltigkeit. 50 Prozent des Stromeigenbedarfs werden durch Solarenergie gedeckt, Elektrofahrzeuge sind im Einsatz und auch Verpackungen mit Ökosiegel sind erhältlich. Davon konnten sich die rund 200 Gäste während einer Führung durch das Unternehmen selbst überzeugen. „Wir sind zwar 65 Jahre alt, aber wir sind trotz unserer langen Geschichte nicht verstaubt und antiquiert“, betonte Geschäftsführer Klaus Nickel. Aufgrund der Menge an Kartons, die tagtäglich verschickt werden, müsse man auch bei der Kartonagenherstellung mit der Zeit gehen und immer wieder neue Kreationen entwickeln, um noch schnell und sicherer zu verpacken, so Geschäftsführer Uwe Borsutzky. Deshalb bleibe man auch in Zukunft dem Motto treu: „Anpacken, Zupacken, Verpacken.“
Bildergalerie der Jubiläumsfeier